DUO HADDENBRUCH WINDISCH___________________________________________________________________

_________________________________________________________________________________________________________________



 


sounding line


Elektro-akustische Improvisation - 20 min.

Eine sounding line bezeichnet ein Lot, das in der Schifffahrt als Messinstrument verwendet wurde, um Untiefen frühzeitig zu erkennen. Indem ein Draht mit einem Senkblei vom Schiff zum Meeresboden abgelassen wird, kann die Tiefe ermittelt werden. Später wurde diese Technik weiterentwickelt - mit dem Sonar oder Echolot wird die sounding line zu reinem Schall. Ein kurzer Impuls („ping“) wird gesendet und über die Dauer des zurückgeworfenen Echos die Distanz zum Grund gemessen.
Auf diesem Hintergrund entwickeln Dorothee Haddenbruch und Franziska Windisch ihre gemeinsame kompositorische Arbeit. Gleich einer sounding line wird zwischen dem Klavier und dem Laptop ein elastisches Band gespannt, welches unhörbare Schwingungen aus dem Flügelinnenraum überträgt. Das Signal wird am anderen Ende mit einem Kontaktmikrophon abgenommen, verstärkt und in die Komposition eingeflochten. Diese rein physikalische Datenübertragung findet ihre Entsprechung auf der Ebene der Improvisation: mit mannigfaltigen musikalischen Echos messen und interpretieren die Musikerinnen Distanz und Nähe von Klavier und Elektronik.

Sonar Pings, Schiffsmotoren und Nebelhörner
Klänge aus dem Bereich Meer und Schifffahrt bilden das environment durch das sie mit dem 12 minütigen Improvisationsstück navigieren.
Beide Instrumente sind Sender und Empfänger zugleich: Ausgehend von einem für dieses Projekt eigens angelegtem Klangarchiv mit field recordings und elektronisch generierten Klängen, sendet Franziska Windisch Frequenzen in den gemeinsamen Klangraum.
Dorothee Haddenbruch reagiert in der Improvisation mit hörbaren Einsätzen und zunächst unhöhrbaren Manipulationen am Instrument.
Die sounding line überträgt diese Informationen an die Elektronik und beeinflusst wiederum deren weitere musikalische Verarbeitung. Echolot- und Klavierklänge haben einen ähnlichen physikalischen Aufbau: Ein klarer Anfangsimpuls ebbt rasch ab und verklingt. Diese Gemeinsamkeit wird durch das Stück hindurch ausgelotet: Mal werden sie einander gegenüber gestellt, mal scheinen sie einander zu imitieren, mal verschmelzen sie zu einem einzigen Klang.

sound excerpt: sounding line